Virtuelle Trainings – bei welchen Ansätzen bleibst du wach?
In einer zunehmend digitalen Arbeitswelt sind virtuelle Trainings aus dem beruflichen Alltag nicht mehr wegzudenken. Doch während sie auf dem Papier effizient und ressourcenschonend erscheinen, stellt sich oft eine grundlegende Frage: Wie können virtuelle Trainings gestaltet werden, damit Teilnehmende nicht nur anwesend, sondern wirklich engagiert sind?
Der „Zoom-Fatigue“-Effekt
Lange Meetings oder Trainings über Plattformen wie Zoom, Teams oder Webex führen häufig zu Erschöpfung – ein Phänomen, das als „Zoom-Fatigue“ bekannt ist. Studien zeigen, dass die Dauer des Blickkontakts, das ständige Bewusstsein der eigenen Webcam-Präsenz und die Reduktion von nonverbaler Kommunikation zu mentalem Stress führen können (1). Daher ist es entscheidend, virtuelle Trainings nicht nur inhaltlich, sondern auch methodisch so zu gestalten, dass sie die Teilnehmenden aktivieren, anstatt sie zu ermüdet zurücklassen.

In unserem Blogartikel vom 22.09.2021 haben wir die Auswirkungen dieser Erschöpfungserscheinung sowie Strategien zum individuellen Umgang bereits im Detail erläutert. Hier blicken wir nun aus der Perspektive der Trainings-Gestaltenden auf die Thematik.
Interaktivität: Der Schlüssel zu Engagement
Der größte Vorteil virtueller Trainings liegt in den technischen Möglichkeiten, Interaktivität zu fördern. Tools wie Mentimeter, Miro oder Breakout-Räume können genutzt werden, um den Austausch zu intensivieren. Teilnehmende sollten nicht nur Zuhörende sein, sondern aktive Mitgestaltende des Trainings. Beispielsweise können Umfragen, Live-Fragen oder gemeinsame Brainstorming-Workshops eingebaut werden, um die Aufmerksamkeit hochzuhalten (2).
Micro-Learning statt Monolog
Längere Frontalvorträge führen oft dazu, dass Teilnehmende abschweifen. Studien legen nahe, dass unser Gehirn Inhalte besser verarbeitet, wenn diese in kurzen, klaren Einheiten präsentiert werden (3). Ein effektiver Ansatz ist das sogenannte Micro-Learning: Inhalte werden in kompakte, leicht verdauliche Abschnitte unterteilt, die sich auf zentrale Botschaften konzentrieren. Nach jeder Einheit können interaktive Elemente eingebaut werden, um das Gelernte zu festigen.
Emotionen als Lernverstärker
Menschen lernen besser, wenn sie emotional angesprochen werden (4). Eine emotionale Verbindung zum Thema oder zur Gruppe kann durch Storytelling, humorvolle Anekdoten oder persönliche Beispiele geschaffen werden. Dabei hilft es, die Teilnehmenden selbst einzubeziehen: „Welche Herausforderungen haben Sie in diesem Bereich erlebt?“ oder „Wie würden Sie diese Situation lösen?“. Solche Fragen regen nicht nur zum Nachdenken an, sondern schaffen auch eine persönliche Bindung zum Thema.
Visualisierung: Weniger Text, mehr Bilder
Visuelle Elemente wie Grafiken, Diagramme oder kurze Videos können Inhalte verständlicher und ansprechender machen. Studien zeigen, dass visuelle Reize nicht nur die Aufmerksamkeit erhöhen, sondern auch das Erinnerungsvermögen verbessern (5). Bei der Erstellung von Präsentationen sollte daher darauf geachtet werden, dass Text sparsam eingesetzt wird, während Bilder und Symbole zentrale Ideen unterstützen.
Pausen und Bewegung integrieren
Das Gehirn benötigt regelmäßige Pausen, um effektiv arbeiten zu können. In virtuellen Trainings können kurze Bewegungseinheiten oder Achtsamkeitsübungen integriert werden, um den Kopf frei zu bekommen und die Energie hochzuhalten (1). Beispiele sind ein kurzer Stretching-Block oder eine geführte Atemübung.
Gamification: Lernen mit Spaßfaktor
Spielerische Elemente können die Motivation erheblich steigern (6). Leaderboards, Punkte-Systeme oder kleine Wettbewerbe während des Trainings können für einen spielerischen Wettbewerb sorgen. Besonders beliebt sind Szenarien oder Simulationen, bei denen die Teilnehmenden das Gelernte direkt anwenden müssen.
Fazit: Virtuelles Training mit Wirkung
Virtuelle Trainings, die gut geplant und kreativ gestaltet sind, können genauso effektiv und anregend sein wie präsenzbasierte Formate – wenn nicht sogar effektiver. Der Schlüssel liegt darin, Interaktivität, Abwechslung und Emotionen in den Mittelpunkt zu stellen. Denn am Ende bleibt man nicht nur wach, sondern auch nachhaltig inspiriert.
Quellen und Hinweise:
(1) Rump, J. & Brandt, M. (2020). Zoom-Fatigue-Phase 2. Institut für Beschäftigung und Employability IBE. Verfügbar unter: https://www.ibe-ludwigshafen.de/aktuelles/detail/ibe-studie-zoom-fatigue/
(2) Niegemann, H., Heidig, S. (2020). Interaktivität und Adaptivität in multimedialen Lernumgebungen. In: Niegemann, H., Weinberger, A. (eds) Handbuch Bildungstechnologie. Springer, Berlin, Heidelberg.
(3) Kannan, N. (2024). ASSESSING THE EFFECTIVENESS OF MICROLEARNING IN EMPLOYEE TRAINING PROGRAMS. International Journal of Training and Development (IJTD), 2(1).
(4) Fischer, U., Hargarten, M. (2022). Emotionsbasiertes Lernen und Beziehungsaufbau als Erfolgsfaktoren im E-Learning nutzen, Vom Corona-Notseminar zur Virtualisierung von Programmen zur Fähigkeitsentwicklung. In: Pfannstiel, M.A., Steinhoff, P.FJ. (eds) E-Learning im digitalen Zeitalter. Springer Gabler, Wiesbaden.
(5) Watzka, B., Hoyer, C., Ertl, B. et al. Wirkung visueller und auditiver Hinweise auf die visuelle Aufmerksamkeit und Lernergebnisse beim Einsatz physikalischer Lernvideos.
(6) Torresan, S., & Hinterhuber, A. (2023). Continuous learning at work: the power of gamification. Management Decision, 61(13), 386-412.