Die Dunkle Triade im Top-Management: Schattenseiten der Führungspersönlichkeiten

In der Forschung zu organisationaler Psychologie und Führungsethik zeigt sich ein wachsendes Interesse an der Untersuchung der Dunklen Triade - einem Konzept, das die Verbindung zwischen den Persönlichkeitsmerkmalen Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie beleuchtet. Insbesondere im Kontext des Top-Managements werfen diese Merkmale wichtige Fragen auf bezüglich ihres Einflusses auf Führungsverhalten und Unternehmenserfolg.

Narzissmus: Das Streben nach Selbstverherrlichung

Studien haben gezeigt, dass narzisstische Persönlichkeitsmerkmale bei Führungskräften im Top-Management häufiger auftreten als in der Allgemeinbevölkerung (O'Boyle et al., 2012). Narzisstische Führungskräfte zeichnen sich durch ein übermäßiges Selbstwertgefühl, das Bedürfnis nach Bewunderung und eine Tendenz zur Selbstverherrlichung aus. Dies kann zu einer Dysfunktion in der Teamdynamik führen, da diese Führungskräfte oft ihre eigenen Bedürfnisse über die des Teams stellen und wenig Empathie für die Belange ihrer Mitarbeiter:innen zeigen.

Machiavellismus: Strategische Manipulation für persönlichen Gewinn

Die Forschung hat auch gezeigt, dass machiavellistische Persönlichkeitsmerkmale bei Führungskräften im Top-Management verbreitet sind (Kiazad et al., 2010). Machiavellistische Führungskräfte zeichnen sich durch ihre Fähigkeit aus, andere zu manipulieren und auszunutzen, um ihre eigenen Ziele zu erreichen. Sie zeigen oft ein hohes Maß an strategischem Denken und sind bereit, moralische Prinzipien zu vernachlässigen, um ihre eigenen Interessen zu fördern. Dies kann zu einer Atmosphäre des Misstrauens und Unsicherheit im Unternehmen führen.

Psychopathie: Die Abwesenheit von Empathie und Gewissen

Psychopathie gilt als das am schwierigsten zu erkennendes Merkmal der Dunklen Triade. Führungskräfte mit psychopathischen Merkmalen zeigen oft ein Muster von impulsivem Verhalten, einem Mangel an Empathie und einem geringen Gefühl der Reue oder Schuld. Sie können charismatisch und charmant sein, aber gleichzeitig auch manipulativ und gefährlich. Ihr Mangel an Mitgefühl kann zu unmoralischem Verhalten und sogar zu kriminellen Handlungen führen. Studien haben gezeigt, dass psychopathische Merkmale bei Führungskräften im Top-Management zwar weniger verbreitet sind als narzisstische oder machiavellistische Merkmale, aber dennoch signifikant vorhanden sein können (Babiak & Hare, 2006).

Eignungsdiagnostische Ansätze zur Überprüfung der Merkmale

Die Erkenntnisse über die Persönlichkeitsmerkmale der Dunklen Triade haben damit auch erhebliche Auswirkungen auf die eignungsdiagnostische Praxis bei der Auswahl, Einstellung und Entwicklung von Führungskräften. Durch die Implementierung geeigneter Instrumente und Verfahren lassen sich potenzielle Führungskräfte auf das Vorhandensein dieser Merkmale überprüfen. Dies kann die Verwendung von Persönlichkeitstests, Interviews, Rollensimulationen und 360°-Feedback umfassen, die dazu beitragen, subtile Anzeichen von Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie zu identifizieren.

Die Tests umfassen Fragen und Aussagen, die darauf abzielen, die spezifischen Persönlichkeitsmerkmale zu erfassen und potenzielle Übersteigerung bereits frühzeitig aufzudecken. In Interviews besteht die Möglichkeit, Verhalten in Bezug auf frühere Konflikte am Arbeitsplatz oder dem Umgang mit Macht abzufragen und damit Merkmale erkennbar zu machen. Auch durch Rollensimulationen können potenzielle Anzeichen offengelegt werden, insbesondere in Bezug auf Führungsfähigkeiten, Kooperationsverhalten sowie die Gestaltung zwischenmenschlicher Beziehungen.

Unternehmerische Auswirkungen und Prävention

Studien haben gezeigt, dass Unternehmen, die von Führungskräften mit narzisstischen oder psychopathischen Merkmalen geführt werden, tendenziell niedrigere finanzielle Leistungskennzahlen aufweisen (Babiak & Hare, 2006). Darüber hinaus schaffen diese Führungskräfte toxische Arbeitsumgebungen, die zu einer geringeren Mitarbeiterzufriedenheit und -motivation führen. Dies kann zu höheren Mitarbeiterfluktuationsraten, geringerer Produktivität und schlechterer Qualität der Arbeit führen.

Indem Organisationen diese Merkmale bei der Auswahl und Entwicklung von Führungskräften berücksichtigen, können sie potenziell schädliches Verhalten frühzeitig ausschließen und sicherstellen, dass Führungskräfte die ethischen und moralischen Standards des Unternehmens erfüllen. Eine gründliche eignungsdiagnostische Bewertung trägt auf diesem Wege zu einer gesunden und nachhaltigen Führungskultur bei und sichert den langfristigen Unternehmenserfolg.


Quellen:

O'Boyle Jr, E. H., Forsyth, D. R., Banks, G. C., & McDaniel, M. A. (2012). A meta-analysis of the dark triad and work behavior: A social exchange perspective. Journal of Applied Psychology, 97(3), 557–579.

Kiazad, K., Restubog, S. L. D., Zagenczyk, T. J., Kiewitz, C., & Tang, R. L. (2010). In pursuit of power: The role of authoritarian leadership in the relationship between supervisors’ Machiavellianism and subordinates’ perceptions of abusive supervisory behavior. Journal of Research in Personality, 44(4), 512–519.

Babiak, P., & Hare, R. D. (2006). Snakes in Suits: When Psychopaths Go to Work. Harper Business.

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